Das Rheiderland – zwischen Dollart und Niederlande

 

 

Beim Rundgang durch den Sielort Ditzum wird auch die imposante Holzbrücke über das Bunde-Ditzumer Sieltief überquert. Eine gute Gelegenheit für ein Gruppenfoto. Im Hintergrund die Kirche mit einem leuchtturmähnlichen Turmaufsatz und die Windmühle (Galerieholländer).

Das Rheiderland als Grenzland zwischen Dollart und den Niederlanden war Thema der Kulturfahrt der ARGE Ländliche Erwachsenenbildung der Dorfgemeinschaft Wiesede-Upschört unter der Leitung von Günter Peters. Erster Anlaufpunkt war die historische Kleinstadt Weener, die in den vergangenen Jahrhunderten noch einen Hafen an der Ems hatte und durch seine Vieh- und Pferdemärkte bekannt war. Weil auch die wichtige Heer- und Handelsroute ins südlich gelegene Münsterland (Hochstift Münster) durch Weener verlief, das Rheiderland als Grenzregion zwischen Ostfriesland und den späteren Niederlanden liegt, war es vom 15. bis ins späte 17. Jahrhundert mehrfach Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Eine besondere Bedeutung für die Verteidigung Ostfriesland hatte die schon im 14. Jahrhundert errichtete Dieler Schanze.

Wer mehr über die Geschichte der Grenzlandregion erfahren will, muss unbedingt das sehenswerte Heimatmuseum Rheiderland besuchen. Das alte Gebäude wurde im Jahre 1791 nach holländischem Vorbild als Armenhaus errichtet. Das Museum zeigt Darstellungen zur Geschichte der Region von der Archäologie, Landwirtschaft, des Handwerkes, der Kirchengeschichte und Wohnkultur bis zum Ziegeleiwesen. Einen umfassenden Einblick in die 3000 jährige Geschichte der Region gab die Vorsitzende des Heimatvereins Margarethe von Glan-Hesse.

Nicht weit vom Heimatmuseum entfernt steht das Organeum. Das Organeum ist inzwischen ein bedeutsames Kultur- und Bildungszentrum. Angegliedert ist ein Museum mit ca. 35 Orgeln und  Tasteninstrumenten. Ostfriesland gilt ohnehin bei den Fachleuten als bedeutendste Orgellandschaft weltweit. Die Funktionsweise, die musikalischen Möglichkeiten die unterschiedliche Orgeln bieten, hat der niederländische Organist Ludolf Heikens auch eindrucksvoll erklärt und vorgeführt. Auch das Spiel auf dem alten und sehr gut erhaltenen Cembalo, das 1741 für den letzten ostfriesischen Fürsten Carl Edzard erbaut wurde, hat die Zuhörer regelrecht begeistert. Auf der anschließenden Informationsfahrt erklärte die Gästeführerin Helga van Hoorn die Besonderheiten der Landschaft und der typischen Orte des Rheiderlandes. An dem Steinhaus in Bunderhee, eine der ältesten erhaltenen Burgen Ostfrieslands, wurde ein Zwischenstopp eingelegt. Die dreigeschossige mittelalterliche

Bültjer Werft Ditzum
In der Reparaturhalle der Werft Bültjer nutzte Juniorchef Gerjet Bültjer die Gelegenheit die vielen Fragen der Teilnehmer zu beantworten.

Turmburg in Bunderhee aus dem 14. Jahrhundert war Häuptlingssitz und diente der Verteidigung. Es folgte dann ein Spaziergang durch den schönen Sielort Ditzum mit einem Besuch auf der Bültjerwerft wo der Juniorchef Gerjet Bültjer die interessierten Besucher empfing. Auf der sehr informativen Führung durch die Werfthallen wurde klar, dass dieser Familienbetrieb einige Besonderheiten im Schiffbau bewahren konnte, weil die altbewährten Methoden immer noch hoch im Kurs stehen und schon an die fünfte Generation weitergegeben wurden, sagte der Juniorchef Gerjet Bültjer nicht ohne Stolz. Die Arbeitsweise hat sich aber in den letzten 100 Jahren nur wenig verändert. Bis 1958 wurden nur Fischereifahrzeuge gebaut, danach wurden mehr und mehr Kutteryachten hergestellt. Der letzte Fischkutter verließ Ditzum im Frühjahr 1990. Dennoch ist die Werft nicht ohne Arbeit; Yachtbauten, Reparaturen, jährliche Pflegemaßnahmen, Renovierungen an Traditionsschiffen aus dem In- und Ausland beschäftigen eine Belegschaft von 15 – 20 Mann. Ab und zu findet sich mal ein „Nichtholzschiff“ ein, im Winterlager oder auf der Helling sind auch diese willkommen. Aber immer noch gilt die Regel, dass Fischkutter Vorrang haben bei allen Terminplanungen. Sehr beeindruckt von dem Besuch auf der traditionellen Schiffswerft Bültjer ging es zum Abschluss in das „Melkhuske“ der Familie Else Wuebbena in Hatzum, wo bei Tee und Torte und strahlendem Sonnenschein ein wunderschönen Tag zu Ende ging.